„Wir wollen den Dialog von Sachverständigen, Mietwagen-Unternehmen und uns weiter forcieren. Im Rahmen der Unfallschadensabwicklung ist es unser Ziel, eine Gemeinschaft zu bilden, die eine Phalanx darstellen kann gegenüber der üblichen Schadensteuerung, die uns allen bekannt ist.“ Mit diesen Worten eröffnete vor kurzem Jörg Schmenger, Fachanwalt für Verkehrsrecht, den ersten „schadenfix-Anwendertag“ der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV).
Eingebettet in die Jahrestagung der ArGe Verkehrsrecht, fand das schadenfix-Forum in Mainz statt. Für Schmenger, der zu den maßgeblichen Treibern der vor knapp eineinhalb Jahren gestarteten Plattform zählt, ein „Heimspiel“, da sich seine Kanzlei ebenfalls in Mainz befindet.
Schadenfix.de wurde 2009 dafür konzipiert, dass Autohäuser und Karosserie-Reparaturwerkstätten sowie Geschädigte auf direktem Weg spezialisierte Verkehrsanwälte zur Unfallschadenregulierung einschalten bzw. hinzuziehen können. Zielstellung ist die „100-Prozent-Schadenregulierung all derjenigen Ansprüche, die einem Geschädigten auch tatsächlich zustehen“. Die Anwaltsleistung als solche sei für das Autohaus und deren Kunden immer kostenlos, da letztlich der Haftpflichtversicherer des Schädigers auch für die mit der Regulierung in Zusammenhang stehenden Kosten aufkommen müsse. Dazu gehören „selbstverständlich das Anwaltshonorar und die Gebühren für das Sachverständigen-Gutachten oder den in Anspruch genommenen Mietwagen mit hinzu“.
Bereits mehr als 80 Prozent der Verkehrsanwälte nutzen das Portal
Aktuell haben sich mehr als 5.000 der insgesamt 6.200 in der ArGe Verkehrsrecht spezialisierten Anwälte aufgeschaltet. Das entspricht im zweiten Jahr des Portals bereits einer Akzeptanz von mehr als 80 Prozent. Von daher nahm es nicht Wunder, dass ArGe-Vorsitzender RA Jörg Elsner von einem „nachhaltigen Erfolg“ sprach: Rund 10.000 Interessenten – das sind Autohäuser ebenso wie geschädigte Autofahrer und andere – landen nach seinen Worten derzeit monatlich auf schadenfix.de. „Es waren zwar auch schon mal mehr, dafür aber erkennen wir mittlerweile eine kontinuierlich steigende Anzahl von direkt beauftragten Mandaten“, so Dominik Bach von e.Consult. Für ihn sei damit klar, dass die „Kennenlern-Phase“ inzwischen mehr und mehr der direkten Schadenmeldephase weiche, weil das Produkt in den Fachkreisen bekannt sei. Man dürfe aber nicht erwarten, dass das Internet ein automatisch sich neu generierender Auftragskanal sei. Messungen der jeweiligen Besucherströme hätten ergeben, dass eine Kontaktaufnahme zum Verkehrsanwalt über „praktisch alle Kommunikationsformen“ stattfinde. Will heißen: Das Mail wird ebenso genutzt wie beispielsweise auch das Telefon.
Übereinstimmend berichteten während des schadenfix-Anwendertages sowohl ArGe-Vorsitzender Jörg Elsner, als auch Jörg Schmenger, RA Frank Hillmann aus Oldenburg, RA Dr. Henner Hörl aus Stuttgart und Verkehrsrechts-Fachanwältin Susanne Feldmann aus Lindau am Bodensee davon, dass eine einmal installierte Plattform von den Anwaltskollegen keineswegs als automatisierter Auftragsgenerator angesehen werden könne. „Sie müssen aktiv auf die Autohäuser zugehen und ihnen das Konzept erläutern. Sie müssen ihnen erklären, dass die Schadenabwicklung an Experten outgesourct werden muss, die sich nicht damit zufrieden geben, wenn von der Rechnung irgendwelche Positionen gestrichen oder dem Sachverständigen der Stundenverrechnungssatz gekürzt wird“, brachte es die Lindauer Anwältin unter Beifall ihrer Kollegen auf den Punkt. „Und letztlich können auch die Serviceberater im Autohaus pünktlich und ohne Kopfschmerzen in ihren Feierabend gehen, weil wir in ihrem und im Sinne ihrer unfallgeschädigten Kunden kompetent und schnell unseren Job machen“, so Feldmann.
„Den Geschädigten gegenüber der Versicherung abschirmen!“
Idealerweise noch während der Kunde im Autohaus sein Unfallfahrzeug abgibt, übernimmt sie bereits den direkten Kundenkontakt und meldet bei der gegnerischen Versicherung tagesaktuell ihr Mandat an. Damit will sie erreichen, dass sie – und nicht der Geschädigte – erster Ansprechpartner für den Versicherer ist, die Assekuranz damit also „keine Möglichkeit mehr hat, den Kunden per Schadenslenkung an eine ihr genehme Werkstatt zu steuern“. Susanne Feldmann genießt innerhalb der ArGe Verkehrsrecht höchstes Ansehen, weil sie sich nicht nur vor Jahren bereits diesem Rechtsbereich verschrieben hat, sondern in der ArGe auch als aktivste Anwältin mit den meisten Mandaten überhaupt gilt. In Kollegenkreisen hat ihr das längst den inoffiziellen Titel der deutschen „Schadenfix-Queen“ eingebracht.
Um die Traffic auf das Portal schadenfix.de, das u.a. auch an dem gut zehnfach so großen Portal verkehrsanwaelte.de mit angehängt ist, weiter zu steigern, wurde vor wenigen Wochen als zusätzliche Möglichkeit geschaffen, Bußgeld-Probleme zu melden bzw. mit deren Erledigung einen Verkehrsanwalt direkt online zu beauftragen. An der Vernetzung weiterer Produkte und Dienstleistungen werde intensiv gearbeitet, so eConsult-Vorstand Bach. Anwälte und Dienstleister, die heute erfolgreich im Geschäft sind und Aufträge über schadenfix.de generieren, „trommeln mit dem Portal und ihrer jeweiligen Kompetenz, haben ihre eigenen Prospekte, unternehmen Roadshows und Infoveranstaltungen, besuchen aktiv Autohäuser und Werkstätten usw.“, verrieten Bach und RA Schmenger die Basisbausteine, die man im Hintergrund setzen müsse.
„Der entscheidende Faktor über Erfolg von schadenfix ist daneben auch die Masse der teilnehmenden Anwälte. Nur darüber erreichen wir letztlich unser Ziel, eine echte Phalanx gegen die Schadensteuerungs- und Schadenmanagementkonzepte der Versicherer sein zu können“, so Schmenger, der weiter dazu aufrief, schadenfix in die eigenen Homepages mit einzubinden. Empfohlen hatte er allen Kollegen außerdem die schriftliche Handlungsanleitung des Oldenburger Anwaltes Frank Hillmann, welches im Internet auch unter dem Begriff „Hillmann-Rezept“ heruntergeladen werden kann.
„Ich bin doch nicht schuld, ist ein unzureichender Denkansatz“
Für den Autovermieter Avis sprach anschließend Financial-Accounter Replacement, Bora Nikic. „Der Kunde hat einen Anspruch auf vollumfängliche Regulierung! Wir haben inzwischen so viele positive Erfahrungen gesammelt, dass ich Ihnen davon bis heute Abend berichten könnte“, konstatierte er eingangs seiner Ausführungen. 10.000 Flyer habe Avis inzwischen bereits an ihre Kunden und bundesweit kooperierenden Werkstätten verteilt: „Jeder Betrieb kennt unser gemeinsames Konzept mit den Verkehrsanwälten“, so Nikic. Und die nächsten 15.000 Flyer liegen bei mir bereits auf dem Tisch zur Bestellung“. Auch er warnte allerdings vor blinder Euphorie: „Jedes Produkt ist nur so gut wie die Anwender, die Betreiber und die Mitspieler, welche das Ganze transportieren. Man kann nicht erwarten, dass alleine schon der Blog auf der Avis-Seite dafür sorgt, dass wir 100.000 Kunden mehr bekommen. Aber wenn man das Zusammenspiel weiter betreibt, dann klappt es auch.“ Man müsse „nur ein wenig Geduld haben und dem Kunden auch die Chance zur Wahrnehmung bieten, damit er unser Schadenkonzept annimmt und erkennt, was dahinter sich verbirgt.“ Final denke der Kunde häufig: „Für was brauche ich einen Anwalt? Ich bin ja nicht schuld!“ Dass „nachher die Praxis im Rahmen des Versicherer-Schadenmanagements leicht anders aussieht, davon können wir alle ein Lied singen“, so Nikic.
Die nächste Kooperation, welche die ArGe Verkehrsrecht aktuell erheblich weiter ausbauen möchte, betrifft die Zusammenarbeit mit der Sachverständigenorganisation KÜS e.V. im saarländischen Losheim am See. Für diese Organisation sprach in Mainz im Rahmen des schadenfix-Anwendertages Vertriebschef Thomas Firmery. Eingangs verwies er darauf, dass die KÜS heute bereits „weit über 1.000 Prüfingenieure und Kfz-Sachverständige in 650 Partnerbüros“ aufbieten könne. Im Prüfgeschäft werde bereits fast jede zehnte Fahrzeug-Hauptuntersuchung von KÜS-Prüfingenieuren durchgeführt.
ArGe und KÜS „fanden“ sich auf dem AUTOHAUS-Schadenforum
Den ersten Kontakt zu schadenfix, so Firmery, hatte die KÜS beim 5. AUTOHAUS-Schadenforum im Oktober 2009 in Potsdam, als ArGe-Vorsitzender Jörg Elsner die Plattform der Schadenwelt präsentierte. Auf dieser Veranstaltung sei auch der Kontakt zu RA Schmenger und Plattformbetreiber Bach geschlossen worden. Anschließend habe man in einem weiteren Treffen im Saarland die gemeinsame Zusammenarbeit beschlossen. Heute bilden KÜS-Sachverständige die mit Abstand höchste Anzahl an SV, welche auf schadenfix.de gelistet sind.
Firmery sprach in der gemeinsamen Zielsetzung ebenfalls von einer „100-Prozent-Regulierung des Schadens“. Der Anwalt und das Autohaus erhalten durch die Einschaltung der KÜS-Experten letztlich „ein qualifiziertes Gutachten mit entsprechenden Qualitätsstandards, das für die klare Schadensregulierung und die Schnelligkeit der Abwicklung“ im Sinne aller Beteiligter wichtig sei. Weiter biete die KÜS für ihre Sachverständigen regelmäßige Weiterbildungen im Bereich Schaden sowie neuer Methoden der Schadenregulierung und Reparaturmaßnahmen an, welche sowohl dem Autohaus, als auch dem Anwalt von Nutzen sein können. Im schadenfix-Portal sah Thomas Firmery für die Zukunft „eine noch engere, bessere Zusammenarbeit zwischen Sachverständigen, Verkehrsanwälten und Werkstätten, um gemeinsam mit den Autovermietern gegen das von Versicherungswirtschaft aufgebaute Schadenmanagement vorgehen zu können“.
Vor wenigen Wochen sei dafür auch ein Pilotprojekt mit einer großen Kanzlei in Saarbrücken und zwei qualifizierten KÜS-Sachverständigen gestartet worden. Ein weiteres Pilotprojekt laufe derzeit im Rhein-Main-Gebiet mit der Kanzlei Welter & Schmenger und einem großen KÜS-Partner im Raum Wiesbaden-Mainz. „Da unsere bisherigen Erfahrungen geradezu überwältigend sind, wollen wir die Kooperation zwischen KÜS und den Anwälten im großen Stil weiter ausbauen„, kündigte VertriebsleiterFirmery an.
Quelle: Autohaus.de
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