Innovation Group lenkt ein

Autohaus: Am kommenden Montag sollte nun endgültig der Streik beginnen, mit dem vor allem stark in sich geschlossene Innovation Group (IG) Betriebe aus Baden-Württemberg und eine nicht unbedeutende Zahl bayerischer Betriebe das IG-Netz zumindest teilweise lahmlegen wollten. Grund dafür waren die seit Dezember des Vorjahres neu von IG ausgegeben Verträge, welche erhebliche Restriktionen zum Nachteil der eigenen Partnerbetriebe zum Inhalt hatten (wir berichteten in den vergangenen Wochen an dieser Stelle jeweils ausführlich).

Zu diesem Streik, der in der deutschen Schadenwelt so einmalig gewesen wäre, wie es bereits der seit Januar immer mehr angewachsene Unternehmer-Aufstand gegen den Auftraggeber Innovation Group war, wird es nun nicht mehr kommen. Eingefädelt hat den Weg zum Konsens seit vergangenem Freitag ausgerechnet der Mann, der selbst einmal IG-Partner war und im Jahr 2003 öffentlich seinen Vertrag gekündigt hatte: Friedrich Nagel. Der Offenbacher, der in der Branche und im gesamten Deutschen Handwerk uneingeschränkt als Vorzeige-Unternehmer gilt, hat in seiner Funktion als Präsident des Zentralverbandes Karosserie- und Fahrzeugbau in den vergangenen Wochen zunächst den Streik aufgehalten, „um den Versicherern und der Innovation Group die Möglichkeit zu geben, neu zu verhandeln“. Damit die Verhandlungen zügig weitergeführt werden konnten, beließ es Nagel dann aber nicht bei seinem Aufruf von Mittwoch vergangener Woche, wonach sich ein „drei- bis fünfköpfiger Beirat/Sprecherkreis“ bilden und für alle IG-Kollegen tätig werden solle. Kurzerhand sprach er fünf Unternehmer direkt an und koordinierte auch den Termin mit der IG-Führung.

Bereits am Dienstag (2. März) kam es nun auch zu dem Verhandlungsgespräch zwischen der IG und Repräsentanten des IG-Werkstattnetzes. Und es sollte ein Tag werden, der quasi eine beinahe „historische“ Wende einläuten würde in der bisherigen Geschichte der Innovation Group, die 1996 als Motorcare in Deutschland angetreten war. Stellvertretend für seine Kollegen Ulrich Schäfer (stellvertretender ZKF-Präsident und Geschäftsführer der Karosserie + Lack Brixner GmbH in Ilsfeld-Auenstein), Wilhelm Raster (Gesellschafter der W. Raster und A. Vogl GbR in Diessen am Ammersee), Markus Stegmann (Geschäftsführer Stegmann GmbH Karosserie und Lack in Bad Dürrheim) und Jerns Kopp (Geschäftsführer der Karosserie Kopp GmbH + Co. KG in Freudenstadt) berichtete uns Christian Hoog, Geschäftsführer der Auto Christian GmbH in Oberpframmern bei München, exklusiv bei einem Besuch in unserer Redaktion von den Verhandlungsergebnissen. Hoog gehörte der fünfköpfigen Delegation mit an und ist der Branche unter anderem auch vom 5. AUTOHAUS-Schadenforum in Potsdam ein Begriff, als er dort im Oktober 2009 bereits über viele neue Ansätze einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit berichtete und dafür aus Kreisen der versammelten Kollegen nachhaltigen Beifall erntete.

Die wichtigsten Verhandlungsergebnisse

Konkret einigte sich das Unternehmer-Quintett am Dienstag mit IG Europa-CEO Matthew Whittall und Steffen Struwe, Vorstandsmitglied der Innovation Group Deutschland AG, in den Stuttgarter IG-Geschäftsräumen laut Hoog auf folgende Verhandlungsergebnisse:

1. IG hat sich bereiterklärt, alle 405 bereits zurückerhaltenen, neuen Verträge (von 640 Partnern insgesamt) wieder an die Betriebe zurückzuschicken. Unterschriebene Vereinbarungen gelten noch für das zweite Quartal und werden mit Wirkung zum 1. Juli 2010 auf eine neue Grundlage gestellt. Für Betriebe, die die im Dezember 2009 und Januar 2010 ausgegebenen neuen Verträge nicht unterzeichnet an IG zurückgesandt haben, gelten die bisherigen Vereinbarungen bis 30. Juni 2010. Danach soll ebenfalls ein neue vertragliche Grundlage gültig sein (siehe hierzu auch Punkt 4.).

2. IG bietet Factoring auf Wunsch und gegen einen zusätzlichen Abschlag von 2,5 Prozent der Rechnungs-Nettosumme an, macht es aber nicht, wie bisher vorgesehen, zur Verpflichtung für alle Betriebe.

3. IG nimmt Abstand von der Direktkundenregelung, will diese aber in Zukunft dennoch im Markt einführen. Damit müssen die Betriebe nicht, wie bisher vorgesehen, ihre eigenen Kunden zu den mit IG vereinbarten Konditionen abrechnen, wenn der Kunde (z. B. bei einem Haftpflichtschaden) selbst in einen IG-Partnerbetrieb kommt und bei einem IG-Partnerversicherer unter Vertrag steht.

4. IG unterstützt seine Partnerbetriebe dabei, einen eigenständigen Beirat ins Leben zu rufen, der mit IG zusammen das Werkstattnetz auf eine neue, partnerschaftliche Basis stellt. Der Beirat, der künftig vermutlich sowohl mit Repräsentanten der Partnerbetriebe als auch der Partnerversicherer besetzt sein soll, hat ein Mitspracherecht darüber, wie das Werkstattnetz verändert, welcher Betrieb entlassen oder neu hinzugenommen wird. Außerdem soll der noch zu bestimmende Beirat ein Mitspracherecht zu Vertragsgestaltungen und zu Ablaufänderungen haben.

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